Die einzelnen Horizonte und Pläne deckt man stufenweise auf, indem man durch den Raum schreitet. Bei der Betrachtung der Bilder von Tomáš Plesl ist es notwendig, auf gleiche Weise vorzugehen; auch die Bilder offenbaren ihren Kern erst nach gründlicher Untersuchung. Die Werke haben – obwohl sie ohne vorgegebenes Verfahren entstehen – eine komplizierte Struktur. In ihnen präsentieren sich Linien, Schichten, hervortretende Textur, intensive Farbigkeit und Freiheit der Malergeste.
Plesls Inspiration ist vor allem die Gegend, wo er geboren wurde, d. h. die Region rund um den Fluss Iser. Ein Gebiet, dass sich durch seinen hartnordischen Charakter auszeichnet. Es sit ein Land steiler Felshänge, melancholischer Moore und unendlicher Wälder. Eine Region, die Plesls romantische Einstellung zur Malerei tief beeinflusste.
Obwohl Plesl die Fäden seiner Werke zur feststellbarer Objektivität zerriss, gibt er uns die Namen seiner Bilder als Richtschnur, die ihre Konkretheit und Deskriptivität bewahrten. Pass, Felsen, Wasserfall, Schlucht – das sind die Elemente, die Tomáš Plesl hinter den endgültigen fetten und pastösen Pinsellinien verbirgt, durch welche er ihre Form abstrahiert und vereinfacht. Plesls Bilder lassen Raum für eigene Fantasie und bieten gleichzeitig einen intimen Einblick in seine emotionale Landschaft.
Über Autor
Tomáš Plesl ist ein studierter Glasmacher und arbeitet seit einigen Jahren als Pädagoge an der Glasfachschule. In seinem Schaffen neigte Plesl jedoch von Anfang an zur Malerei. Von der Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts bis zum Jahr 2010 beschäftigte er sich vorwiegend mit figuraler und abbildender Malerei, Themen wie Stillleben, Porträts oder andere figurale Kompositionen. Diese Periode ist geprägt durch einen starken Einfluss von Strömungen europäischer Avantgarde des 19. Jahrhunderts, wie dem deutschen Expressionismus, dem Fauvismus, Kubismus oder Primitivismus.
Im Laufe der Zeit verlässt Plesl das Bildlhafte und neigt zu einer immer stärkeren formalen Abstraktion. Wenn er auch thematisch von der Wirklichkeit ausgeht, verienfacht er die Formen in Form und Farbe. Er entzieht seinen Werken den individuellen Charakter und schafft allgemeine Begriffe. Der Beobachter ist daher gezwungen, nur auf der Ebene einer subjektiven gefühlsmäßigen Interpretation zu bleiben.
In seinem Schaffen lässt er sich intuitiv von der Inspiration eines bestimmten Augenblicks und von der Begeisterung für die physische Teilnahme am kreativen Prozess führen. Seine oft großformatigen Bilder zeichnen sich durch intensive Farbengebung und expressive Textur aus. In dem letzten Jahrzehnt widmet er sich vorwiegend der Landschaftsdarstellung in Natur oder Stadt, für die er Inspiration vor allem im Isergebiet findet, wo er arbeitet und lebt.