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Rosa Loy & Neo Rauch | Verwobene Sphären

11. 10. 2024 – 26. 1. 2025 Sonderausstellung Kurator Marcela Suchomelová a Filip Suchomel

Die deutschen Künstler und Lebensgefährten Rosa Loy und Neo Rauch, prominente Vertreter der sogenannten Neuen Leipziger Schule, gehören zweifellos zu den bedeutendsten europäischen Künstlern der Gegenwart. Beide studierten an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, einer Akademie, die nicht nur für ihre langjährige Ausrichtung auf Buchkunst und Illustration bekannt ist, sondern auch für ihre exzellente Lehre in figurativer, narrativer Malerei. Dabei liegt der Schwerpunt auf der perfekten Beherrschung traditioneller Mal- und Zeichentechniken, der Monumentalität der Form sowie der Erzählkraft der Handlung.

Rosa Loy (1958) studierte zunächst Gartenbau an der Humboldt-Universität zu Berlin, bevor sie ihre künstlerische Ausbildung an der bereits erwähnten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig fortsetzte. Pflanzen spielen in ihren Werken eine bedeutende Rolle und erscheinen als botanisch-visuelle, symbolische und bewusst surrealistische Fragmente, die Assoziationen an weitreichende Vorstellungen von Zeit und Raum wecken. Ihre skurrilen Gemälde und Grafiken kombinieren Elemente des Realismus mit unbewusst ausgewählten historischen, lokalen und traditionellen Motiven aus Märchen und Fabeln, kräftigen Farbpaletten, geheimnisvollen, mysteriösen Szenen und stilisierten, überwiegend weiblichen Charakteren. In ihrem Schaffen spiegelt sich auch ihre lebendige Partnerschaft mit ihrem Ehemann Neo Rauch wider, mit dem sie seit 1985 verheiratet ist.

Die Frau bzw. Weiblichkeit ist der primäre visuelle und moralische Imperativ sowie das zentrale Narrativ in Rosa Loys Werk. Die weiblichen Figuren in ihren Werken, ob in stilisierter Monochromie, fast wie in Arbeitsuniformen, oder im Gegenteil, in farbenprächtiger, reich verzierter Garderobe wie aus Märchen entsprungen, wirken wie Zwillinge oder betonen absichtlich ihre eigene und die andere Identität. Sie verkörpern den Wunsch der Künstlerin nach Solidarität unter Frauen in einer männlich dominierten Gegenwart, Frauen, die sich gegenseitig unterstützen. Gleichzeitig verbinden die Bilder die Mission der Künstlerin – Glaube und Selbstbestimmung. Sie zählt zu den deutschen Malerinnen, die sich von Beginn an mit dem Mysterium der Weiblichkeit, der neuen Weiblichkeit und der neuen Romantik auseinandersetzten – Themen, die besonders in der sächsischen Malerei eine tief verwurzelte Tradition haben. Rosa Loy hat den Mut, Weiblichkeit und Schönheit in ihrer figurativen Malerei zu verbinden, und bietet damit eine vielschichtige Interpretation ihrer Werke.

Nicht nur wegen der ästhetischen Anziehungskraft des Farbtons verwendet Rosa Loy Kaseinfarbe – den Hauptproteinbestandteil der Milch – anstelle von Öl- oder Acrylfarben. Dieses einzigartige Medium fasziniert sie seit Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn, und sie stellt diese fragilen, reinen Farben sogar selbst ohne Zusätze her. Der grafische Charakter dieser schnell trocknenden malerischen Technik verleiht ihren Werken eine besondere Ausdruckskraft.

 

Neo Rauch (1960), der im Atelier von Arno Rink und später bei Bernhard Heisig studierte, löste sich allmählich von den expressionistischen Ausdrucksformen, die damals an der Leipziger Hochschule vorherrschten. Im Laufe der Zeit entwickelte er, trotz einer kurzen Phase des Experimentierens mit abstrakten Formen Anfang der 1990er Jahre, einen völlig eigenständigen und unverwechselbaren Malstil. Dieser Stil kombiniert Elemente der Werbegrafik, des Comics und der Pop Art mit einer charakteristischen flachen Perspektive, ergänzt durch strukturelle Raster aus feinen Linien und gebrochenen Farbtönen. Damit setzte Rauch einen deutlichen Kontrapunkt zu den damals modischen Tendenzen der Abstraktion, des Konzeptualismus und der Postmoderne. Seine Werke scheinen die Atmosphäre der postkommunistischen DDR-Gesellschaft mit all ihren Vor- und Nachteilen widerzuspiegeln. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Form von Rauchs Gemälden hin zu einer stärkeren Farbplastizität, helleren Farbtönen, einer modellierten Handlung durch markante Schattierungen und einer tieferen Drei-Punkt-Perspektive. Auch der narrative Kontext des Werks mit seinen surrealen Untertönen wurde gestärkt. Ein wesentliches Merkmal seiner Kunst ist der magische Aufbau der Szenen, der durch verschiedene Maßstäbe der dargestellten Figuren erreicht wird. Jeder Teil des Gemäldes ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und mit einer Leichtigkeit komponiert, die an die Meister des Barocks und die Giganten der deutschen Romantik erinnert.

In Rauchs großformatigen Kompositionen wird der Betrachter in eine faszinierende Welt magischer Bilder voller unterschiedlicher Archetypen entführt, die auf scheinbar unzusammenhängende Geschichten verweisen. Diese Geschichten bildet der Maler in einer unverwechselbaren Sprache ausdrucksstarker Fantasie nach, wobei er auf ein tiefes Wissen nicht nur der deutschen Geschichte, sondern auch der Mythologie zurückgreift. Rauch siedelt diese fantasievollen, surrealistischen Erzählungen in der berüchtigten postindustriellen Landschaft des Harzes an, wo er aufgewachsen ist. Diese Region dient ihm als ständige Inspirationsquelle und bildet den charakteristischen Rahmen für die meisten seiner Werke.

 

Während Neo Rauchs Werk bereits 2007 im Rudolfinum in Tschechien präsentiert wurde, ist das Werk von Rosa Loy zum ersten Mal dem tschechischen Publikum zugänglich. Die Ausstellung Verwobene Sphären zeigt fast 100 Werke beider Künstler, die bisher in der Tschechischen Republik nicht zu sehen waren. Die Ausstellung umfasst großformatige Leinwände, intimere private Gemälde sowie Zeichnungen und Skizzen, ergänzt durch mehrere räumliche Installationen, die den Zeitraum ihrer einzigartigen Schaffensphase von Mitte der 1990er Jahre bis heute abbilden. Sie ist ihre elfte gemeinsame Ausstellung.

Die Kuratoren der Ausstellung haben in enger Zusammenarbeit mit den Künstlern vor allem Werke ausgewählt, die beide in ihren Privatsammlungen aufbewahren. Diese Werke haben entweder eine tief persönliche Bedeutung oder dokumentieren konkret ihre innere malerische Entwicklung, die sie als zentral für ihre künstlerische Laufbahn erachten. Die Ausstellung ist daher mehr als nur eine einfache Retrospektive; sie gewährt einen Einblick in die intime Welt der beiden Künstler, die als langjährige Partner in ihrer künstlerischen Arbeit stets gegenseitige Inspiration, Einfluss und Ergänzung erfahren haben.

 

Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog, der eine vollständige Abbildung der ausgestellten Werke enthält. Ergänzt wird der Katalog durch Texte, die die grundlegenden Meilensteine im Schaffen beider Künstler beschreiben.

 

Die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernahmen der Kulturminister der Tschechischen Republik, der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen und der Gouverneur der Region Liberec.

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