Schönheit als Begriff oder Kategorie und de facto subjektive menschliche Wahrnehmung hat viele visuelle Formen und Bedeutungsebenen. Obwohl sie primär einen ästhetisch positiven Wert darstellt, ist sie vor allem ein abstrakter Begriff, mit dem wir manchmal geradezu verschwenderisch umgehen, und hängt meist auch von den zeitgenössischen Konventionen ab – sie ist ein sozio-kulturelles Phänomen, durch das wir oft hastig bewerten und klassifizieren. Daher tritt häufig auch Sarkasmus auf. Der ästhetische Begriff selbst wurde wohl historisch am meisten in der Antike behandelt. Man betrachtete Schönheit zum Beispiel als Ausdruck göttlicher Güte oder als Ordnung und Symmetrie. Der Höhepunkt der Schönheit selbst wurde dann in der Renaissance erreicht, und die Definition des sogenannten goldenen Schnitts integrierte den Status eines harmonischen Ganzen, mit dem in der Kunst seit jeher gearbeitet wird.
Schönheit bei Kunc oszilliert jedoch zwischen farbigen Narrativen des peinlichen Realismus, gesteht teilweise auch Prunk und Subjektivismus ein, Freude und Lust im übertragenen Sinne, jedoch gezielt in einer Art Spiegelbild unseres gegenwärtigen globalen Überflusses, Verschwendung oder manchmal auch des gewünschten Verlustes des Gedächtnisses, wobei sie sich bis hin zu Unwahrhaftigkeit in der Erhabenheit des Kitsches bewegt. Kunc beteiligt sich meisterhaft in moderner Manier sowohl am Surrealismus als auch an der pop-artigen Kurzfassung seines wesentlichen „östlichen“ Zweigs (EAST-POP), erregt mit seinem eigenen Rebellentum und Sarkasmus, aber nicht mit Spott – er bietet dem Betrachter an, selbst zu wählen, was er fühlt, was ihm im Universum und im Zeit- oder Zauberraum der Welt lieb ist, in der Freiheit der Vorstellungskraft.
Der Autor selbst zeigt in seinem Werk über mehrere Jahrzehnten verschiedene Perspektiven auf unsere Zivilisation; in der Ausstellung finden sich auch historische Werke des Autors, da er mehr als 3/4 seines Lebens außerhalb seines Heimatlandes lebte, arbeitete und ausstellte (nach der Besetzung 1968 ging er ins Exil). Bedeutungsmäßig und thematisch geht Milan Kunc aus den Realitäten der westlichen Welt hervor, einer Welt, die damals einzigartig und unwiederholbar war, aus dem Liberalismus der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts – im Gegensatz zu unserer totalitären Normalisierung, und im Sinne eines Feedbacks zur weltweiten Globalisierung und ihrem „schönen“ Verfall. Kuncs wunderschön schöner Welt schreit gegen ihre eigene Natur und provoziert uns zu philosophischen Überlegungen, was wir eigentlich von der Schönheit selbst erwarten: ob es der zeitgenössische Schönheitsideal ist, übertragen in materiellen Ikonodulismus, oder der schöne, fast göttliche Ideal der Zeit.
Milan Kunc betrachtet das Malen von Bildern selbst als einen der freiesten Ausdrucksformen menschlichen Seins. Auf Grundlage seiner Erfahrungen, Reisen und kreativen Expeditionen hat er eine Stilistik entwickelt, die mit unserem Unterbewusstsein arbeitet, ähnlich wie zum Beispiel das visuelle Instrument der Werbung: „Das Leben selbst macht mir einfach Spaß, und deshalb habe ich mich schon als Kind nie gelangweilt…“