Zdena Kolečková | Eine Geschichte der Hoffnung
17. 10. 2025 – 22. 2. 2026 Sonderausstellung Kurator Mgr. et MgA. Tea ZáchováZdena Kolečková ist eine angesehene Persönlichkeit der tschechischen Kunstszene und eine Vertreterin jener Künstler:innengeneration, deren weibliche Autorinnen zunehmend nicht nur von Fachkreisen, sondern auch von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und reflektiert werden. Ihr Schaffen ist seit Langem eng mit der Region Ústí nad Labem und dem weiteren Kontext Nordböhmens verbunden. Kolečková ist bekannt für ihre Fähigkeit, gesellschaftlich und historisch komplexe Themen sensibel, aber mit Konsequenz anzusprechen.
Für das Ausstellungsprojekt in der Galerie Lázně Liberec wählt sie jedoch einen anderen Ansatz – einen persönlicheren, introspektiveren und in vielerlei Hinsicht auch formal feinfühligeren.
Der thematische Schwerpunkt der Ausstellung entfernt sich deutlich von früheren Auseinandersetzungen mit der tschechisch-deutschen Geschichte und wendet sich existenziellen und ontologischen Fragestellungen zu. Die Künstlerin konzentriert sich auf Prozesse der Transformation und Verwandlung – insbesondere auf Momente, in denen lebendige Materie in unbelebte übergeht, auf Versteinerung und die symbolische Bewahrung von Erinnerung im Material.
Diese Motive verarbeitet Kolečková in einer Vielzahl von Medien: von Fotografien über Sammlungen von Gesteinen, die sie auf persönlichen Reisen gesammelt hat, bis hin zu einer Videoprojektion, die den Einstieg in die Installation bildet. Eine zentrale Rolle spielt das Motiv der Brandung – als physikalischer wie auch symbolischer Prozess, der den kontinuierlichen Kreislauf von Zerstörung und Erneuerung repräsentiert. Wellen, die sich in der Ferne formen, sammeln Energie, überschreiten ihren Höhepunkt und brechen schließlich am Wendepunkt, um am Ufer allmählich zu verklingen.
Dieser stetige Rhythmus des Zersetzens und Glättens von Materie dient als Metapher für das Wirken der Zeit, verweist aber zugleich auf reale geologische Prozesse – die Unterspülung von Landmassen, die Erosion von Klippen, das Zerfallen magmatischer Gesteinsformationen und deren Umwandlung in abgerundete Kieselsteine. In dieser Perspektive werden die zerstörerischen Kräfte der Natur zu einem schöpferischen Mechanismus, der ursprüngliche Strukturen in neue – materielle wie auch inhaltliche – Formen überführt.
Die Ausstellung ist als visuell und inhaltlich vielschichtiger Raum konzipiert, in dem sich die persönliche Ebene mit allgemein geteilten Fragen nach Vergänglichkeit, Kontinuität und Beständigkeit verbindet. Durch Material, Bild und bewegte Medien wird ein latentes Gedächtnis sichtbar – sowohl individuelles als auch archetypisches.
Obwohl Kolečková sich diesmal nicht direkt auf spezifische kollektive historische Narrative bezieht, trägt ihr Werk eine starke Spur introspektiven Ausdrucks und subjektiver Erfahrung, die eine universelle Dimension annimmt. In einer Welt, in der Veränderung die einzige Konstante ist und Chaos zur Struktur wird, formuliert Kolečková eine stille, konzentrierte und eindringliche Aussage. Eine Aussage über das Verharren im Wandel, über Erinnerungen, die kristallisieren, und über Geschichten, die sich immer wieder neu formen – und vergehen.
Das Ausstellungsprojekt von Zdena Kolečková ist ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Lázně Liberec.