In seinen Skulpturen, Interventionen und Installationen setzt sich Matouš Lipus auf einzigartige Weise mit zentralen Fragen zu Mensch und Natur, Umwelt und Zusammenleben auseinander. Sein Stil ist reich an Metaphern, Symbolen und hybriden figurativen Elementen. Seine Arbeiten reflektieren die Beziehung zur Natur sowie das Interesse an ökologischer Transformation, Tiefenökologie und Postnatura.
Die unscheinbare, aber strukturell und materiell unverwechselbare Skulptur Iser Enti – auch bekannt als der Hirte der Bäume – offenbart eine Gemeinschaft aus Wäldern, Pflanzen und weiteren Lebensformen jenseits des Menschen. Obwohl seine Betrachter meist Menschen sind, lädt die Skulptur Iser Enti auch dazu ein, andere Wesen zu bewundern – Insekten, Vögel, Bäume, von denen sie fast ein Teil ist, sowie vorbeiziehende Flusen oder andere Pflanzen. Der Name mag an den berühmten englischen Schriftsteller J. R. R. Tolkien erinnern, und Sie liegen nicht falsch – der Name Enti stammt aus der Feder des Schöpfers von Der Herr der Ringe, dessen berühmte Geschichte das Gleichgewicht von Gut und Böse in der Welt thematisiert. Diese Geschichte könnte zu einer Zeit kommen, in der die Welt erneut in Aufruhr ist und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur gestört scheint. Es heißt, die Sprache der Ents sei sehr komplex, schwankend und anfällig für Wiederholungen, und benötige lange, um ausgedrückt zu werden. Jedes Wort birgt eine eigene Geschichte. Ihre Sprache ähnelt dem Rauschen der Bäume, dem Gurgeln eines Baches, dem Knacken von Ästen oder dem sanften Fallen von Laub. Daher haben die Ents die Aufgabe, alles pflanzliche Leben zu schützen, denn wie wir wissen, sind Pflanzen, die unsere Sprache nicht sprechen, leicht zu verletzen, da sie sich nicht verteidigen können.
Der Baummensch ist eine Figur, die sich mit den anderen Lebewesen im Wald vermischt, lauscht und unsere Wahrnehmung verändert – wie wir sehen und wie wir die Welt verstehen. Die Arbeit, die in unserem Garten erscheint – einem Ort zwischen Natur und Gesellschaft, zwischen öffentlichem und privatem Raum, zwischen Innen und Außen – ermutigt uns, Sinnesbereiche zu erkunden, die über die traditionelle menschliche Kommunikation hinausgehen. Es erfordert Anstrengung, innezuhalten und den Geräuschen um uns herum, besonders in der Nähe der Bäume, zu lauschen. Anders zu hören als mit den Ohren, anders zu sehen als mit den Augen, anders wahrzunehmen als durch Berührung und Geruch. Eine Schnittstelle zwischen Mensch und Baum zu werden. Allein zu sein. Bei sich selbst zu sein. Und in diesem gegenwärtigen Moment werden wir die Sprache des Iser Entis verstehen, und unsere Geschichte wird niemals mehr vergehen.